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Experimental Film & Video Festival Zürich

Experimental Film and Video Festival Zürich
 

Zagreb Historical 1 - 1960s

Fr 31.05. 22:00h Cinema Z3

Kuratiert von Diana Nenadić.

Wenn wir die Amateur Kino Klubs, die in den 1950/60ern überall im ehemaligen Jugoslawien entstanden sind, als Geburtsstätte des Experimentalfilms betrachten, dann war das Genre Film Festival (GEFF) dessen wichtigste Bühne. Lanciert wurde es 1963 - im künstlerisch erfindungsreichsten Jahrzehnt der kroatischen Kulturgeschichte. Es war ein Festival für filmisch Forschende, ein Ort um neue Ideen auszutauschen, Grenzen zwischen professionellem und Amateur-Kino zu verwischen, verschiedene Künste und Menschen aufeinandertreffen zu lassen, und um Film ins Leben zu integrieren. Der erste Anstoss kam von Diskussionen über Anti-Film im Kino Klub Zagreb in den frühen 1960ern. Anti-Film bedeutete ein Manifest für die Befreiung von «den Mythen, den Autoritäten, den Regeln, den Gesetzen und vom Terror». Es war die Forderung, das dem Film innewohnende Potential radikal zu erforschen und ihn ganz auf ein optisches Phänomen zu reduzieren. Obwohl Anti-Film als Konzept nicht sehr langlebig war und nie auf einer breiten Ebene akzeptiert worden ist, haben die treibenden Ideen – Forschung und Reduktion (von Narration, Autorschaft, Metaphern, Kommunikationsmitteln, etc.) auf vielfältige Weise weitergelebt. GEFF wird nicht nur als einzigartiges Phänomen der sozialistischen Kultur und als wichtige Erscheinungsform des Avantgarde-Films der Region in Erinnerung bleiben, sondern auch als schwer definierbarer «state of mind», der auch in diesem Programm nur annährend gefasst werden kann.

If we consider the amateur cine-clubs, which were emerging during the 1950s and 60s all over the former Yugoslavia, as the birthplace of experimental film in the former YU-federation, then Genre Film Festival (GEFF) launched in 1963 in the Croatian capital as a biennial festival of «film researchers», was its most important showcase during the artistically most inventive decade in Croatian cultural history. Moreover, it was a place of exchanging new ideas, of blurring boundaries between a professional and amateur cinema, meeting between various arts and humanities, and integrating the film into the life. The initial impetus came from discussions on «anti-film», the concept originated in Cine-club Zagreb in the early 1960s as some kind of manifesto of liberation from «the myths, the authorities, the rules, the laws and terror,», as well as of researching the internal potentials of cinema and its reduction to a pure optic phenomenon. Although anti-film as a concept has not been long-lived and widely accepted, its driving ideas – Research and Reduction (of story, authorship, metaphor, means of expression, etc.), lived in various ways among experimentalists throughout the former Yugoslavia, including those gathered around the most important Croatian cine-clubs - Zagreb and Split. GEFF is remembered not only as a unique cultural phenomenon of socialist culture and a major manifestation of avant-garde films in the region, but as an elusive «state of mind» just partially illustrated by this program. (Diana Nenadić)

Diana Nenadić ist Filmkritikerin und Autorin, Herausgeberin Croatian Film Chronicle (Hrvatski filmski ljetopis) und seit 2008 Vize-Präsidentin der Croatian Association of Film Critics.


134. Scusa Signorina

Mihovil Pansini, YU 1963, 16mm s/w, 06:30 min

Pansini gilt als einer der wichtigsten Anhänger und Pioniere des Antifilms. 1963 produzierte er mehrere stilbildende Werke. Den Film Scusa Signorina nahm er durch die Stadt spazierend, mit einer an seinem Rücken befestigten Kamera auf – ohne wirkliche Kontrolle über das Eingefangene. Dieser «beabsichtige Zufall» sorgte für Polemik und war den Vertreter_innen des traditionellen Dokumentarfilms Kroatiens ein Dorn im Auge.


135. K3 ili Čisto nebo bez oblaka (K3 or Clear Sky Without Clouds)

Mihovil Pansini, YU 1963, 16mm s/w, 02:30 min

Ein abstraktes und radikales Kurzfilmwerk, das Kasimir Malewitchs Reduktion experimentell auf Film anwendet. (Malewitschs abstraktes suprematistisches Gemälde Das Schwarze Quadrat auf weissem Grund aus dem Jahr 1915 ist eine Ikone der Malerei des 20. Jahrhunderts.) Die Geschichte eines «leeren» Filmtapes und kolorierten, getönten Veränderungen.


136. Sretanje (Encounters)

Vladimir Petek, YU 1963, 35mm s/w sepia, 08:00 min

Das Porträt einer jungen Frau, visuell verstärkt durch verspielte Verfremdungen des Films.


137. Srna No. 1

Vladimir Petek, YU 1963, 16mm, 03:20 min

In den frühen 1960er-Jahren begann Petek, inspiriert von Len Lye und Norman McLaren, Filme ohne Kamera zu machen, indem er eine Vielfalt von Formen direkt auf Zelluloid zeichnete. Rhythmisch animiert und strukturiert im Einklang mit der Begleitmusik ist Srna No. 1 die erste in seiner Serie von abstrakten experimentellen Animationen.


138. Termiti (Termites)

Milan Šamec, YU 1963, 16mm, 01: 40 min

Milan Šamec wehrte sich gegen den totalen Reduktionismus von Antifilm und wollte mit diesem Film zeigen, dass «ja jede_r einen Experimentalfilm machen könne». Gezeigt wird ein Film, der unregelmässig dem Entwicklungsprozess ausgesetzt wurde. Dadurch resultiert ein visueller Fleckentanz, der an Termiten erinnert und mit einer von Šamec selbst komponierten Filmmusik unterlegt wurde. Ironischerweise heimste Termites an der ersten Experimentalfilm-Festivalausgabe des GEFF eine Auszeichnung ein.


139. Prije podne jednog fauna (Forenoon of a Faun)

Tomislav Gotovac, YU 1963, 16mm, 08:00 min

Einer der ersten strukturellen Filme überhaupt. Hier finden sich die meisten der prinzipiellen Charakteristiken Gotovacs späterer Werke: eine methodologische Annäherung an Film und der Einsatz von Soundtracks aus anderen Filmen.


140. Kružnica [Jutkevič-Count] (Circle [Jutkevič-Count])

Tomislav Gotovac (Akademski kino klub Beograd), YU 1964, 16mm s/w, 09:00 min

Ein Panorama von Belgrad vom Dach eines Wolkenkratzers, eine Hommage an den Filmemacher Sergei Yutkewitch und den Jazz-Musiker Count Basie. Lange Schwenks (360 Grad) in einer stetigen, spiralförmigen Aufwärtsbewegung, die gelegentlich durch verspielte Zwischentitel gebrochen wird. Circle ist der dritte Teil von Gotovacs berühmter Belgrad-Trilogie (Pravac/Straight Line – Blue Rider – Circle, 1964).


141. Kuda idemo ne pitajte (Don't Axk Where We are Going)

Tomislav Gotovac, YU 1966, 16mm s/w, 10:30 min

Die subversiven politischen Absichten Gotovacs kommen hier bereits im Titel zum Vorschein. Ein gesichtsloser Mann wandert planlos, graphische Symbole anti-kommunistischer Ideologien schrammen über die Leinwand.


142. I'm Mad

Ivan Martinac, YU 1967, N8, 05:00 min

Martinac tendierte zu beinahe meditativen Anordnungen seiner filmischen Set-Ups und präzisen Konstruktionen in Bild und Schnitt. Wie bei den 36 Ansichten des Berges Fuji von Katsushika Hokusai (1760-1849) verwendet Martinac eine existierende Situation (eine Person auf einer leeren Terrasse) und ändert die Sicht darauf rhythmisch.


143. L'abandon

Vjekoslav Nakić, YU 1967, N8 s/w, 05:32 min

Das monotone Rattern der Zugräder, ein plötzlicher Schrei. Eine meditative Komposition von Bildern um Vergänglichkeit und Einsamkeit.


144. Florescencije (Fluorescences)

Ante Verzotti, YU 1967, N8, 04:26 min

Eine abstrakte und verwischte Sicht auf Split, die durch den Rhythmus von Ray Charles I’ve Got a Woman zur Vision wird.


145. Fokus (Focus)

Ivan Martinac, YU 1967, 35mm s/w, 07:12 min

Ein Film über den «einfachen, mediterranen Tod in der Sonne». Ein Film, der ein «reiner Film» sein will. Die Kamera als «schicksalhaftes Auge» ist fixiert, aber die Linsen und Fokuspunkte verschieben sich ständig und kreieren so ein repetitives und nachdenkliches strukturelles Muster.


         
                        until

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