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Experimental Film & Video Festival Zürich

Experimental Film and Video Festival Zürich
 

REWINDItalia - Artists' Video in Italy in the 70s and 80s / part 1

Samstag, 31. Mai 2014, 16:00h Screening / 17:30h Roundtable, Festivalzentrum

Kuratiert von Stephen Partridge/Laura Leuzzi (DJCAD - University of Dundee)

Technik: Adam Lockhart

Das Projekt REWINDItalia wurde im Jahr 2011 initiiert, unter Berücksichtigung einer eingenden Voruntersuchung der italienischen Videokunst zwischen den 70er und 80er Jahren. Entstanden ist es aus der ersten REWIND, einem Projekt zur Studie und Archivierung britischer Videokunst, das von 2004 bis 2010 an der Universität in Dundee angesiedelt war und von Stephen Partridge koordiniert wurde. In diesem Rahmen stehen Programme zur Geburt der Videokunst und der Gründung der ersten italienischen Produktionszentren, die mit internationalen Künstlern wie Vito Acconci, Sanja Ivekovic und Bill Viola gearbeitet haben.

Das erste Programm von REWINDItalia zeigt eine Auswahl italienischer Videoarbeiten aus den 1970er-Jahren, angefangen mit Fabio Mauris bahnbrechendem TV-Happening Il televisore che piange (1971), gefolgt von Werken von Michele Sambin, Claudio Ambrosini, Guido Sartorelli und Anna Valeria Borsari, die alle von aus der Galleria del Cavallino in Venedig entstanden. Die von Paolo und Gabriella Cardazzo geleitete Galerie war ein bedeutendes und hoch angesehenes Zentrum der italienischen Videokunst. Einige dieser Werke (z.B. jene von Sanja Ivekovič und Živa Kraus) entstanden im Zusammenhang mit Video- und Performance-Treffen, die Third and Fourth Encounters, die 1974 und 1976 von der Stadt Motovun im heutigen Kroatien organisiert worden waren. Im Programm ist auch die wegweisende Videoperformance von Luca Maria Patella, einem römischen Medienkünstler, der in dieser Zeit autonom mit Video experimentierte. 2011 entdeckte REWINDItalia einige dieser verloren geglaubten Tapes. (Stephen Partridge & Laura Leuzzi)


140. Il televisore che piange

Fabio Mauri, IT 1972, video, 03:11

TO BE CONFIRMED

Dieser Film wurde im Rahmen der von Paquito del Bosco und Enrico Rossetti kuratierten Sendung Happening im italienischen Fernsehsender RAI 2 ausgestrahlt. Der Film beginnt mit einem Weinen aus dem Off und endet mit dem Künstler selbst, der die Bedeutung von "Happening" erklärt und dabei das Publikum durch die Kamera hindurch direkt anspricht. Weinen symbolisiert auf sinnbildliche Weise die Verzweiflung des Künstlers über den Zustand seiner Nation. Daraufhin meldeten sich vereinzelte Zuschauer_innen beim Sender, um sich über ihr angeblich defektes Fernsehgerät zu beklagen.

Credits Studio Fabio Mauri, Associazione per l'Arte L'Esperimento del Mondo

Fabio Mauri, born 1926 in Rome, was a renowned and esteemed intellectual, artist, writer and playwright. Since the 60s he experimented with performance, film, photography, book and installation. He was invited to the Venice Biennale in 1954, 1974, 1978, 1993 e 2003. Died in 2009 in Rome.


141. De Photografia

Claudio Ambrosini, IT 1976, videotape, master open reel 1/2, 00:23

Die venezianische Galleria del Cavallino produzierte dieses Video aus Anlass des 6th Motovun Video Encounter der City Gallery in Motovun (im heutigen Kroatien). Das Treffen stand unter dem Titel Identitet=Identità. Das kurze Video untersucht das Konzept der Fotografie unter Bezugnahme auf den sowjetischen Filmemacher Dsiga Wertow (1896-1954), sein experimentelles Schaffen und seine theoretischen Texte mit der berühmte Aussage: "Ich bin das Kino-Auge. Ich bin ein mechanisches Auge. Ich, die Maschine, zeige euch die Welt so, wie nur ich sie sehen kann."

Claudio Ambrosini is born in 1948 in Venice. Musician and composer, he experimented with videotape from 1976 to 1979 with Galleria del Cavallino (Venice). In 2007 he was awarded the Biennale Golden Lion for contemporary music.


142 . Videosonata (da “Giorni”)

Claudio Ambrosini, IT 1979, videotape, master U-matic 3/4”, 08:15

Die Reproduktion des Videoverfahrens auf einem Klavier. Unter Verwendung eines Monitors und eines E-Pianos ahmt Ambrosini das Scannen der Bildschirmröhre nach: Mit der rechten Hand tastet er die E-Pianotastatur ab, während er mit der Linken die Noten notiert, welche räumlich den sichtbaren spezifischen Elementen auf dem Monitor entsprechen. Diese Elemente sind nun Teil der Lichtbildserie "Giorni", bei der eine Serie des immergleichen Ausschnitts eines Hausdaches an verschiedenen Tagen gezeigt wird.

Claudio Ambrosini is born in 1948 in Venice. Musician and composer, he experimented with videotape from 1976 to 1979 with Galleria del Cavallino (Venice). In 2007 he was awarded the Biennale Golden Lion for contemporary music.


143. Light Solfeggio

Claudio Ambrosini, IT 1977, videotape, master open reel 1/2”, 08:15

Der Film entstand 1977 im ersten Video Workshop der Galleria del Cavallino, der Künstler_innen die Chance gab mit dem Medium zu experimentieren. Im Zentrum steht die Hand des Künstlers, die kontinuierlich einen Lichtschalter bedient und durch den permanenten Wechsel von Licht und Dunkelheit einen visuell-auditiven Rhythmus erschafft. Die Hand am Lichtschalter taucht in der Nahaufnahme aus der Dunkelheit auf und erlangt durch die hervorgerufenen Schatten eine komplett neue skulpturale Qualität. Claudio Ambrosini meint dazu: "Die grundlegenden Rhythmen der Musik sind durch die Bedienung des Schalters und den Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit dargestellt.“

Claudio Ambrosini is born in 1948 in Venice. Musician and composer, he experimented with videotape from 1976 to 1979 with Galleria del Cavallino (Venice). In 2007 he was awarded the Biennale Golden Lion for contemporary music.


144. Videomusic

Claudio Ambrosini, IT 1977, videotape, master open reel 1/2”, 06:46

Das ebenfalls von der Galleria del Cavallino produzierte Video zeigt einen Monitor, auf welchem eine Reihe von Anweisungen erscheint, wie sich der Monitor als Musikinstrument benutzen lässt. So wird der Fernsehbildschirm zum Instrument und schafft die Vorstellung einer Welt, in der die Videotechnik Teil des alltäglichen Lebens aller ist.

Claudio Ambrosini is born in 1948 in Venice. Musician and composer, he experimented with videotape from 1976 to 1979 with Galleria del Cavallino (Venice). In 2007 he was awarded the Biennale Golden Lion for contemporary music.


145. Da zero a zero

Paolo Cardazzo & Peggy Stuffi, IT 1974, videotape, 07:17

Das Video entstand für das dritte Motovun Video Encounter in Motovun (im heutigen Kroatien) mit dem Motto "Urban interventions program". Cardazzo und Stuffi gehen die 640 Schritte lange Mauer in Motovun ab. Cardazzo filmt und Stuffi legt alle 64 Schritte nummerierte Karten von 0-9 auf den Boden, wobei sie beim Erreichen der ersten niedergelegten Karte diese aufhebt und das Video endet. Die räumliche Erforschung der Stadtgrenze wird sowohl zur Entdeckung des jahrhundertealten Platzes durch eine neue Wahrnehmung der Mauer- und Pflastersteine als auch eine Entdeckung der Möglichkeiten des Videomaterials mit Echtzeitaufnahmen und Zeitloops.

Gallerist and intellectual, in 1974 Paolo Cardazzo started a production of artists’ videotapes at Galleria del Cavallino. He is author of several video works and pioneered the diffusion of video art in Italy and abroad in the 70s and 80s. Died in Venice in 2011.


146. Monument

Sanja Iveković, IT 1976, video, 04:31

Monument wurde 1976 für die vierte Motovun Video Encounter zum Thema Identität geschaffen. Die Künstlerin Sanja Ivekovic umkreist mit der Videokamera den Künstler Dalibor Martinis, der durch die extreme Nähe der Kamera nicht zu erkennen ist. So wird die Person unwichtig und die Einzelteile seines Körpers werden zu Protagonisten. Diese Intimität und Nähe provozieren beim Betrachten ein Gefühl des "Unheimlichen", das von Sigmund Freud als vertraut und fremd zugleich beschrieben wurde.

Born 1949 in Zagreb (HR). Photographer, video pioneer, sculptor, media installation artist, activist and feminist, Sanja Ivekovic took part to in Croatian Spring in the early 1970s when, together with other artists, she broke away from mainstream settings, pioneering video, conceptual photomontages and performance.


147. Make up - Make down

Sanja Iveković, IT 1978, video, 05:23

Die Künstlerin benutzt die Kamera als Spiegel, während sie sich schminkt. Die Kamera fokussiert auf die Hand mit den Schminkutensilien aber auch auf das Gesicht. Der tägliche Akt des Schminkens, der normalerweise im Verborgenen, Privaten geschieht, wird zu einem erotischen Spiel mit den berührten Objekten, wie in einer Variete Show. Das Werk evoziert Gedanken zur stereotypen Rolle der Frau und Erinnerungen an den feministischen Kampf der 1970er Jahre.

Born 1949 in Zagreb (HR). Photographer, video pioneer, sculptor, media installation artist, activist and feminist, Sanja Ivekovic took part to in Croatian Spring in the early 1970s when, together with other artists, she broke away from mainstream settings, pioneering video, conceptual photomontages and performance.


148. The Motovun Tape

Živa Kraus, IT 1976, videotape, master open reel 1/2”, 04:18

In diesem schlichten Werk erkundet die Künstlerin die Stadt Motovun durch physischen Kontakt. Die wechselvolle Geschichte des Ortes wird durch eine simple Handlung erfahrbar: Die Künstlerin streicht mit der Hand über eine von der Sonne beschienene Wand und berührt dabei kleinen Pflanzen, die in der Wand wachsen. In der Ferne sind ein Hund und ein Hahn zu hören.

Born 1945 in Zagreb (HR). Painter, video pioneer and gallerist, in the 1970s Živa Kraus experimented with video at art/tapes/22 and Galleria del Cavallino. She runs Ikona Gallery in Venice.


149. Gazzùff! Grammatica dissolvente. Avventure & cultura

Luca M. Patella, IT 1974-75, videotape, master open reel 1/2”, 16:29

Nur dank dem Projekt REWINDItalia war das Remastering des bereits verloren geglaubten Gazzuff! möglich. Das erste Segment ist eine mit Video aufgenommene Projektion eines unvollendeten Films Patellas Lu´capa tella, im zweiten zeigt Patella Fotos und Ephemere seiner Werke als Überbleibsel von Erinnerung. Im dritten geht es um die verschwindende Grammatik; Wortspiele und Bilder werden mittels einer doppelten Projektion an die Wand geworfen. Im vierten und letzten Segment erscheinen Gedanken zur Rolle des Künstlers und der Frauen in der Gesellschaft an einer Wand.

Since the 1960s, Luca M. Patella has based his visual research on the experimentation of different media including photography, film slide, film, video, prints, books, 3D animation, installation and sculpture.


150. Concerto per clarino e VTR

Michele Sambin, IT 1976, videotape, master open reel 1/2”, 03:00

Unter Verwendung kameraeigener Techniken wie Zoom, Close Up, Bewegung und Fokus, entwirft Michele Sambin das Porträt einer Bachtrompete, die sich zur Musik zu bewegen scheint. Die Kamera reagiert derart auf die Musik, als wäre sie selbst ein Instrument und Teil des Orchesters.

Painter, musician, director and film and videomaker, since the 1970s Michele Sambin has explored film, performance and video as media, bringing his experience to theatre in the 1980s. He has recently begun to re-enact his video performances from the 1970s.


151. Il tempo si consuma…

Michele Sambin, IT 1979, videotape, master U-matic 3/4”, 05:20

Bilder und Ton multiplizieren sich, Anfang und Ende des Videos sind verlinkt, eine Endlosschleife, ein Loop, entsteht. Das Band läuft zwischen Kamera und Rekorder hin und her und wird in der Kamera neu aufgenommen. “Time consumes images, Time consumes sounds”.

Painter, musician, director and film and videomaker, since the 1970s Michele Sambin has explored film, performance and video as media, bringing his experience to theatre in the 1980s. He has recently begun to re-enact his video performances from the 1970s.


152. Anche le mani invecchiano

Michele Sambin, IT 1980, videotape, master U-matic 3/4”, 02:07

Erneut untersucht Michele Sambin das Verstreichen von Zeit. Hände vervielfältigen sich und hinterlassen Spuren. Die Hände wiederholen diese Aktion des Multiplizierens sind aber nicht mehr die gleichen, weil sie sich verändern und altern. So schafft es der Künstler das Verstreichen von Zeit als Gefühl und Erlebnis erfahrbar zu machen.

Painter, musician, director and film and videomaker, since the 1970s Michele Sambin has explored film, performance and video as media, bringing his experience to theatre in the 1980s. He has recently begun to re-enact his video performances from the 1970s.


153. Tempo, spazio, superficie

Guido Sartorelli, IT 1974, videotape, 04:32

Einer der ersten Filme, der von der Galleria del Cavallino produziert wurde. Eine kritische Auseinandersetzung mit Repräsentation anhand des berühmten Altarbildes von Piero della Francesca Madonna mit Kind und Heiligen und dem Stifter Federico da Montefeltro (zwischen 1466 und 1474).

Conceptual artist, during his career Guido Sartorelli has used painting, photocopy, photography. In the 1970s and 1980s he was one of the video pioneers at Galleria del Cavallino in Venice and Centro Videoarte in Ferrara. In 1978 he curated the seminal exhibition New Media at Fondazione Bevilacqua La Masa in Venice.


154. Autoritratto in una stanza (Self portrait in a room)

Anna Valeria Borsari, IT 1977, videotape, master open reel 1/2”, 05:22

Anna Valeria Borsari sperrt sich selbst mit einem Foto und einer Videokamera ausgerüstet in einen Raum ein. Ihre Absicht ist es, sich und ihre Beziehung mit dem begrenzten Raum zu untersuchen. Der Film wurde produziert von der Galleria del Cavallino.

Anna Valeria Borsari, born 1943 in Bologna. Interested in the 1970s with psychological and perceptive research as conceptual artist, she experimented with photography, video and performance.


155. Analogie

Guido Sartorelli, IT 1978, video, 01:53

Das Video beginnt mit der Nahaufnahme eines mittelalterlichen Mosaiks und verschwindet langsam begleitet von verstörender Musik, es bleibt nur Bildrauschen. Für ein paar Sekunden zoomt die Kamera aus und zeigt ein Fernsehgerät, nur um sofort wieder zum Close-up des Störbildes zurückzukehren. Aus diesem Schneegestöber taucht langsam ein Gemälde von Alfred Sisley auf. Der Fokus des Künstlers liegt hier auf den strukturellen und konzeptuellen Analogien zwischen der Mosaikstruktur und des Pointillismus.

Conceptual artist, during his career Guido Sartorelli has used painting, photocopy, photography. In the 1970s and 1980s he was one of the video pioneers at Galleria del Cavallino in Venice and Centro Videoarte in Ferrara. In 1978 he curated the seminal exhibition New Media at Fondazione Bevilacqua La Masa in Venice.


156. Nascita, sviluppo e morte dell'illusione

Guido Sartorelli, IT 1977, video, 03:02

Anhand der Werke fünf unterschiedlicher Maler untersucht Guido Sartorelli das Thema der räumlichen Illusion in der Malerei. Dabei geht er chronologisch vor und analysiert die Werke eines anonymen Malers aus Siena (13. Jahrhundert), von Giotto di Bondone, Piero della Francesca, Giorgio de Chirico und Fernand Léger.

Conceptual artist, during his career Guido Sartorelli has used painting, photocopy, photography. In the 1970s and 1980s he was one of the video pioneers at Galleria del Cavallino in Venice and Centro Videoarte in Ferrara. In 1978 he curated the seminal exhibition New Media at Fondazione Bevilacqua La Masa in Venice.


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