PROGRAMME

03 Polish Women Artists of the 1970s and 1980s

Kuratiert von Lukasz Ronduda, Lukasz Mojsak (Filmoteka Muzeum Warsaw), in Anwesenheit von Lukasz Mojsak
Sonntag, 3. Juni 2012 20.15h, Festivalkino Cinema Z3

Das Polen der 1970er Jahre ist ein schizophrenes Land: Es erlebt das Aufkommen eines Konsumismus, der vom Staat als neue Form des Sozialismus deklariert wird und gefördert durch die Produktion von Ersatzprodukten, die westliche Markenartikel simulieren. In diesem Umfeld entstehen in den 1970ern bemerkenswerte Videoarbeiten. Der Körper wird eingesetzt zur lustvollen Subversion und Provokation. Mit traditionell weiblichen Symbolen, Materialien und Handlungsformen wird die Dominanz des männlichen Kanons zu unterwandert.

107 Game on an Actress’s Face, KwieKulik, PL 1971
108 Active Poetry. Poem by Ewa, Ewa Partum, PL 1971
109 Consumer Art, Natalia LL, PL 1975
110 Artifical Reality, Natalia LL, PL 1975
111 Dialogue, Anna Kutera, PL 1974
112 Kiss, Jolanta Marcolla, PL 1975
113 The End the End, Jadwiga Singer, PL 1979
114 Breath, Teresa Tyszkiewicz, PL 1981
115 The Limits of Human Possibilities, Iwona Lemke-Konart, PL 1984
116 Interferences, Barbara Konopka, PL 1985


107 Game on an Actress’s Face

KwieKulik, PL 1971, 35mm, 02:30 min

Auf dem Gesicht der Schauspielerin Ewa Lemalska vollführt eine Gruppe von KünstlerInnen ein optisches Spiel. Das Gesicht der Schauspielerin ist eine bewegliche und emotional reaktive, berührende, verstörende Arbeitsfläche. Ewa Lemalska hatte in den 1970ern als Braut eines polnischen Fernsehhelden Prominenz erlangt. Der Film wurde vor diesem Hintergrund als bissiger Kommentar zur polnischen Populärkultur verstanden.


108 Active Poetry. Poem by Ewa

Ewa Partum, PL 1971, 8mm, 06:00 min

Ewa Partum zerstreut einzelne Buchstaben des Alphabets im Raum: wirft sie in den Wind, lässt sie ins Meer rieseln, verteilt sie im Gras. Für Partum waren die traditionellen poetischen Formen verbraucht. Mit ihrer visuellen Poesie, die von Zufällen und der eigenen Kreativität bestimmt wird, nimmt sie syntaktische und grammatikalische Strukturen im anarchistischen Treiben auseinander.

109 Consumer Art

Natalia LL, PL 1975, 16mm, 16:00 min

Consumption Art ist eines der bekanntesten Werke polnischer Videokunst und wurde als eines der wenigen in den westlichen anglo/eurozentrischen feministischen Kanon aufgenommen und mit einer konsumkritischen Interpretation versehen. Eine Banane 1975 in Polen ist aber etwas anderes als eine Banane 1975 in den USA. Im puritanischen Sozialismus Polens der 1970er Jahre kann die Vertilgung der Banane auch als lustvolle Provokation und Konstruktion einer ermächtigenden weiblichen Sexualität genossen werden.

110 Artifical Reality

Natalia LL, PL 1975, , 15:29 min

In der Spannung zwischen Anwesenheit und Abwesenheit (von Waren, die zwar in den Medien präsent, tatsächlich aber nicht oder nur von wenigen erwerbbar waren), kommt der Fantasie eine zentrale Rolle zu – mit ihr lässt sich die Spannung bewältigen. Natalia LL zeigt Fantasie und Imagination als einzigartige rational-intuitive Praxis, die als Tagträumerei oder künstlerische Aktivität Weisen findet, un/bewusste Wünsche zu visualisieren.

111 Dialogue

Anna Kutera, PL 1974, , .

Anna Kutera war Teil einer KünstlerInnengemeinschaft in Wroclaw, die sich in den 1970er-Jahren mit den Thesen von Jan Swidzinski auseinandersetzte, der eine kontextbezogene Kunst propagiert hatte, die ihre Aufmerksamkeit auf den konkreten sozialen, politischen und ökonomischen Zusammenhang richten sollte, in der Kunst entsteht.

112 Kiss

Jolanta Marcolla, PL 1975, 16mm, 02:00 min

Immer wieder wirft eine Frau einen Handkuss ins Publikum. Natürlich ist ein Loop-Kuss eine schöne Sache, aber meint sie es überhaupt ernst? Jolanta Marcolla war eine der ehemaligen Studierenden der Akademie der Bildenden Künste in Wroclaw, die 1972 die «Galeria Sztuki Aktualnej – The Actual Art’s Gallery» gründeten, um einen neuen Umgang mit Kunst zu propagieren.

113 The End the End

Jadwiga Singer, PL 1979, 16mm, 3:00 min

Wie wäre es, wenn man sich mit seiner eigenen Rückspulung einmal zum Spaghetti-Essen treffen könnte? Man könnte ein Essmaschine bilden, die immer im Kreis fährt und das in die andere Richtung. Jadwiga Singer war Mitbegründerin des «Laboratorium der Präsentationstechniken» in Katowice, welches den etablierten Lehrplan der dortigen Kunstakademie herausforderte.

114 Breath

Teresa Tyszkiewicz, PL 1981, 16mm, 17:00 min

In expressiven Bildern untersucht der Film den kulturellen und psychologischen Raum, der Frauen in einem kollektiven Unbewussten (und das heisst auch in der visuellen Kultur) zugeschrieben wird – «the body is a battlefield». In experimentellen Anordnungen demystifiziert Tyszkiewicz die erotische Aufladung von Objekten und stereotypen Situationen. Der Hase wird gehäutet.

115 The Limits of Human Possibilities

Iwona Lemke-Konart, PL 1984, 16mm, 03:00 min

Eine Figur formt mit ihrem Körper eine Bergkette. Wie sie sich bewegt, erscheinen Striche an der Wand. Wie in vieler ihrer Werke löst Iwona Lemke-Konart in einer geschlossenen Versuchsanordnung eine Reihe von komplexen intermedialen Bezugnahmen zwischen Zeichnungen, Performance, Fotografie und Film aus.


116 Interferences

Barbara Konopka, PL 1985, 8mm, .

In ihrem Film führt Barbara Konopka verschiedene Eingriffe an ihrem eigenen Körper durch. In einem Begleittext schrieb sie: «Diese Form der Selbstmanipulation manifestierte die eigene Autonomie gegenüber äusseren manipulativen gesellschaftlichen Praktiken.» Konopka war geprägt von der gesellschaftlichen Realität nach der Periode des Kriegsrechts, die immer noch bestimmt war von polizeilicher Brutalität und militärischer Propaganda.

01 International Competition
02 Schweizer Wettbewerb
03 Polen:
Filmoteka of MoMA Warsaw presents:

01 Art on TV

02 Polish Found Footage Films

03 Polish Women Artists of the 1970s and 1980s

04 Polen:Se-Ma-For aus Lodz
05 Polen:
Zbigniew Rybczynski

06 Experimenta India
07 Hellas von unten
08 R.I.P. Forever
Mike Kelley

09 R.I.P. Forever
George Kuchar

CH-Fokus Klaus Lutz
Kinderfilmprogramm
Live Acts:
Mike Hoolboom
Miranda Pennell
Very British
Workshops